Der ländliche Raum hat andere Anforderungen an Mobilität als eine Großstadt. Doch während zu den Ballungsräumen eine Vielzahl von Studien und Daten vorliegt, sind ländliche Regionen in der Forschung bisher unterrepräsentiert. Hier setzen die Universität Passau und das Passauer IT-Unternehmen One Data GmbH mit dem gemeinsamen Projekt „KIMoNo“ (KI-basierte, typübergreifende Mobilitätsoptimierung in non-urbanen Regionen) an: Das Team aus Wissenschaft und Praxis erforscht anhand der Pilotregion Landkreis Passau/Bayerischer Wald, wie sich Mobilität im ländlichen Raum mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) verbessern lässt.
Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur: „Wir brauchen gleichwertige Lebensverhältnisse für das ganze Land. Zwei Drittel der Menschen in Deutschland leben in Kleinstädten oder auf dem Land. Hier sind Bus oder Bahn kein hundertprozentiger Ersatz, da sie nicht so viel Flexibilität und Freiheit bieten wie ein Auto. Mit künstlicher Intelligenz können wir die Anbindung zwischen Stadt und Land verbessern. Das funktioniert aber nur, wenn wir die Menschen von den smarten Anwendungen begeistern. Deshalb ist es mir auch so wichtig, dass wir bei dem Projekt die Bürgerinnen und Bürger beteiligen.“
Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler betonte: „Mobilität ist eines der entscheidenden Themen, wenn es darum geht, gleichwertige Lebensverhältnisse auf dem Land und in der Stadt zu schaffen. Ich bin stolz darauf, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Passau zusammen mit der TH Deggendorf und dem Technologiezentrum Ruhstorf der HAW Landshut mit ihrem vielversprechenden Forschungsprojekt ‚KIMoNo‘ von Bayern aus für die gesamte Bundesrepublik einen entscheidenden Beitrag für den zielgerichteten Einsatz von KI bei der Mobilität im ländlichen Raum leisten können. Hier werden Visionen entworfen und unsere Zukunft gestaltet!“
Um ein möglichst ganzheitliches Bild von Mobilität jenseits urbaner Zentren zeichnen zu können, beschränkt sich das Projekt nicht auf eine Mobilitätsform, sondern versteht sich ganz bewusst als typübergreifend. Ob Einzelperson auf dem Fahrrad, autonom fahrende Autos oder miteinander vernetzte Lkw-Konvois – die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen ein breites Spektrum an Mobilitätstypen. Auch ganze Logistikketten fließen in das Projekt mit ein: So beschäftigt sich ein Teilaspekt beispielsweise mit intelligenten Sensorsystemen, die mittels Computertomographie Informationen zum Inhalt von Warentransporten liefern und auf diese Weise unnötige Transportwege und Gefahren vermeiden können.
Eine andere Fragestellung beinhaltet, wie Mobilitätsdaten branchenübergreifend und unter Berücksichtigung der Privatsphäre vernetzt werden können, um Straßenschäden schneller zu entdecken oder Leerfahrten zu vermeiden. Gerade hinsichtlich des Datenschutzes ist auch Edge Computing ein Thema, also die unmittelbare Verarbeitung von Daten direkt am Gerät. Das Forschungsteam verspricht sich davon eine höhere Akzeptanz moderner Mobilitätsanwendungen in der Bevölkerung. Vor diesem Hintergrund wird das Verbundprojekt auch von Forscherinnen und Forschern aus dem sozioökonomischen Bereich begleitet. Neben der Akzeptanz erfassen diese auch die Mobilitätsansprüche und Erwartungshaltung der Menschen in der ländlich geprägten Pilotregion.
Universitätspräsident Prof. Dr. Ulrich Bartosch: „Das Forschungsprojekt KiMoNo ist Teil unseres Aufbruchs hin zu einer forschungsstarken Universität Passau. An dem Forschungsprojekt kann gleichzeitig auch deutlich werden, dass es um die Lösung praktischer Probleme geht. Und dies geschieht in Verbindung mit Unternehmen aus der Region.“
Am Verbundprojekt beteiligt sind seitens der Universität Passau der Lehrstuhl für Data Science unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Granitzer, das Centrum für Marktforschung unter der Leitung von Dr. Stefan Mang sowie das Institut FORWISS unter Leitung von Prof. Dr. Tomas Sauer. Dieser koordiniert das Projekt gemeinsam mit Prof. Dr. Harald Kosch, Vizepräsident der Universität Passau für Akademische Infrastruktur und IT. Kooperationspartner ist das Fraunhofer Entwicklungszentrum Röntgentechnik (EZRT), ein Bereich des Instituts für Integrierte Schaltungen (IIS) mit Standorten in Fürth, Würzburg, Deggendorf und Passau. Das Projektteam kooperiert mit dem Anwendungszentrum CT in der Messtechnik (CTMT) an der Technischen Hochschule Deggendorf.
Ein wichtiger Meilenstein des Projekts ist die Veranstaltung „Schaufenster der Region“ Ende Oktober 2020, die die Universität Passau zeitgleich zur informellen Tagung der EU-Verkehrsminister in Bad Griesbach und Passau ausrichtet. Das Forschungsteam wird den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ganz Europa dann erste Zwischenergebnisse ihrer Forschung präsentieren.